Homepage Hans-Jürgen Gäbel  Gedichte  - 2 - | ||
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Haus Bodan, Konstanz April 2011 Blümlein-Staat Es blüh´n im deutschen Gärtelein Gar lieblich bunte Blümelein. In allen Farben hübsch und fein Leuchten sie mit hellem Schein. Im Herzen sind sie gut und rein: Die Welt sie sollte besser sein. Sie laden alle Pflanzen ein Genau so schön wie sie zu sein. Ihr Lächeln ist so niedlich. Ihr Anblick ist so friedlich. Ach, säh´s doch überall nur aus Wie daheim im deutschen Haus. Doch in den tieferen Gefilden, Wo sich die innern Werte bilden, Bei den Wurzeln, Zwiebeln, Knollen fehlt´s an der Farbenpracht, der tollen. Die ob´re Farbpalette, die plurale Ist unten eine monochrome-kahle. Die einzig zugelass´ne Farbennote Ist hier die knallig-satte rote. Bei den Wurzeln, Zwiebeln, Knollen Gleichheit bestimmt das deutsche Sollen. Aus der Reihe tanzen ist verboten Im bunten Blümlein-Staat der Roten. ![]() Haus Bodan, Konstanz April 2011 Lied von den Grünen Die Grünen zieh´n an einem Strang, Die einen hin, die andern her. Unklar ist der Debatte Gang, Die Meinungsbildung schwer. Ich will nach links, der Fundi spricht, Doch der Realo hält dagegen, Auszuschließen ist auch nicht, Sich mal nach rechts hinzubewegen. Der Fundi sagt, ich liebe rot, Doch der Realo wendet ein, Ein Soziussitz im schwarzen Boot, Wäre politisch durchaus fein. Die Ampel ist den einen Mist, Jamaica finden and´re gut. Gemach, vielleicht schon balde ist, Die grüne Mehrheit absolut. Für´s Umweltressort ist ministrabel Der Ömi von der Alpenhöh´. Für´s Kanzleramt wär´ ganz passabel Ein Kader aus dem K-Milieu. Die einen woll´n das Volk erzieh´n, Die andern es befragen. Die grüne Politik muß sich bemüh´n, Mutig den Spagat zu wagen. Der Promi will die hohe Ehre, Es lockt die Macht, ein schönes Amt. Die Basis will die reine Lehre. Was soll´s? Das stört doch nur. Verdammt! Ob schrill und bunt und vehement, Latzhose, Turnschuh, Mutterbrust, Man pfeift auf das Establishment, Der grüne Mensch ist selbstbewußt. Ökologisch ist die Bohne, Biodynamisch der Salat, Und nichts davon ist ohne Amtliches Zertifikat. Die Ordnung liegt dem Sponti fern, Das Chaos dem Realo. Staatsknete nehmen beide gern, Das Volk ist der Bezahlo. Alternativ der Fundi tickt, Als Bürger der Realo, Konservativ ist der gestrickt, Darin ein Maximalo. So kämpfen für die grüne Sache Sie ganz nach eigener Facon. Doch hat am End´ die letzte Lache, logo, die rote Staatsräson. ![]() Haus Jakobus, Stuttgart November 2011 Lied vom Euro Europas Staatskunst hat erkannt, Des Friedens starkes Unterpfand Ist enge Integration Durch eine Währungsunion. Hoffnungsvoll war von Beginn Der Marktteilnehmer Buchgewinn. Denn unablässig stieg im Kurse Der Euro an der Währungsburse. Das Pfund, der Dollar und der Franken, Die schienen langsam abzudanken Als Reservegeld der Wahl Für internationales Kapital. Vom Euro profitierten alle, Doch keiner sah die böse Falle, Die dümmlicherweise zuschnappte, Weil keiner die Rechnung berappte. Niemand hielt sich an die Regeln Und fuhr mit vollen Wohlstandssegeln In das finanzielle Desaster. Schulden brachten frischen Zaster. Bis die Märkte, die schlauen, Entzogen dem Spiel das Vertrauen, Und brachten damit ins Wanken Europas Staaten und Banken. Staatsanleihen nur noch Trash, Am Horizonte droht der Crash. Nun heißt es Rettungsschirme spannen, Um den System-Bankrott zu bannen. Die Regierung alsobald Stellt die Volksvertretung kalt, Das Steuerzahlergeld zu klauen, Um Pleitestaaten rauszuhauen. Für die benötigte Liquidität Sorgt eine pfiffige Fazilität. So rettet Europas Solidarität Die monetäre Stabilität. Die Wissenschaft erteilt dem Staat Den akademisch weisen Rat, Karge Milliarden-Dimensionen Mechanisch zu hebeln auf Billionen. Mit jeder Menge Ramschpapieren Läßt sich die Party finanzieren. Verlaß ist auf die EZB, Die kauft sie auf, ihr tut´s nicht weh. Nadelgestreifte Euro-Banker Lassen als letzte Rettungsanker Die Geldruckmaschinen rotieren, Das Defizit zu kompensieren. |
Fortsetzung Lied vom Euro Nach Wunsch ist auch nicht so Das allgemeine Zinsniveau. Doch das egalisiert gekonnt Das Instrument des Euro-Bond. Staatsmänner und auch -frauen Ringen um Vertrauen, Doch böse Ratingagenturen Vermasseln alle Remeduren. Die "Piigs" (es handelt sich um Staaten) Sind alles Wackelkandidaten. Die Griechen und die Portugiesen Bis an den Kragen in den Miesen. Der Deutsche ist aus Tradition Allergisch gegen Inflation. Drum will er einen Rettungsplan Ohne noch mehr Schlendrian. Frankreichs Wirtschaft ist zwar kräftig, Doch ist die Euro-Krise heftig. Sogar der Grande Nation Bonität wackelt schon. Für den Währungskommissar Ist die Sache sonnenklar: Soll er als Euro-Retter glänzen Braucht er mehr Kompetenzen. Die deutsche Politik hat klargemacht, Europas größte Wirtschaftsmacht Wird für die Schulden haften. Sie wird es schon verkraften. Fürs Portefolio zwar Schitt, Doch wenn die Gläubiger zieh´n mit, Ist so ein kleiner Schuldenschnitt Ein wirkungsvoller Rettungsschritt. Die Retter woll´n als Medizin Strikte Haushaltsdisziplin, Doch ihre Rettungskonstruktion Ist trotzdem die Transferunion. Weil Insolvenz-Probleme plagen Müssen Krisen-Gipfel tagen. Den Finanzministern schlagen Schuldenberge auf den Magen. Sparen heißt nun die Devise In der Euro-Schulden-Krise. Zuerst trifft´s den gemeinen Mann, Der Staatsdiener ist später dran. Mit dem Euro war es so gemeint, Daß er nicht nur Europa eint, Er sollte auch den Dollar schwächen, Seine globale Herrschaft brechen. Das ist ganz schön genial: Spekulanten-Kapital Und Markt-Liberalismus Stoppt ein Hebel-Mechanismus. Export läuft gut, auch der Konsum, Das freut das Unternehmertum. Die reale Volkswirtschaft Strotzt nur so vor lauter Kraft. Der Deutschen heimlich´ Strategie: In Euro-Land Hegemonie. Ganz schön clever dieser Streich, Das Vierte ist das Euro-Reich. Auf Gedeih und auf Verderb tobt der globale Wettbewerb. Inder, Brasilianer und Chinesen ängstigen Euro-Zonesen. Wer künftig noch mal bricht Die Vorschrift von Maastricht, Für den gibt´s frische Kohle nicht, Auch kommt er vor Gericht. Der Rettungsschirm ist noch zu klein, Es könnte mehr Volumen sein. Was echte Hebelwirkung brächte: Gold und Sonderziehungsrechte. Brüssel dreht den Geldhahn zu Dem Giorgios Papandreou. Die Griechen sparen überall, Manche machen auch Krawall. Athens Regierung will befragen Sein Volk zu Brüssels Sparauflagen. Doch für Europa irgendwie Ist störend nur Demokratie. Der EFSF ist verloren Ohne potente Investoren. Als solche haben Direktoren Schwellenländer auserkoren. Der Euro kann nur funktionieren Durch Politik-Harmonisieren. Der Staatenlenker Vision: Wir brauchen die Fiskalunion. Die Retter kämpfen engagiert, Sie sind persönlich int´ressiert. Angst und Sorge sind doch groß Um das ganz private Moos. Europas herrscherliche Klasse bittet Europas Volk zur Kasse. Die Euro-Bonzen retten ihre Haut, Das Volk dumm in die Röhre schaut. Von all der Schlamperei geplagt Hat Angela nun angesagt: Ich kann nicht länger dulden Immer neue Schulden. Keiner schießt noch einmal quer, keiner darf in Zukunft mehr Den Vertrag umschiffen, Sonst wird beinhart durchgegriffen. Eine Antwort auf die Krise Wäre beispielsweise diese: Für den Norden einen Neuro, Für den Süden einen Seuro. Böse Zungen seh´n im Euro Nichts als einen schlimmen Teuro. Doch die Statistik gibt bekannt Preisstabilität im Euro-Land. Wachstum und Konjunktur sind mau, Weil die Kreditvergabe lau. Das läßt die Industrienationen schlittern in die Rezessionen. Vergangen ist dem Berlusconi Der Appetit auf Makkaroni. Durch hohe Kapitalmarkt-Zinsen Ging die Karriere in die Binsen. Stabilitäts-Kriterium Ist das Schuldenmaximum. Doch da sich keiner kümmert drum, Schreibt man alles nochmal um. Die Kanzlerin muß dabei führen, Das Reformpaket zu schnüren. Wer könnte zwingen sonst herbei Die Sozialismus-Tyrannei. Geldhäuser hoch im Risiko, Bei manchem brennt´s schon lichterloh. Abschreibungen sind unumgänglich, Man zeigt für Stütze sich empfänglich. Des Eigenkapitales Quote Ist vielfach nicht mehr ganz im Lote. Als Eigner könnte steigen ein Der Staat mit einem Scherflein klein. Daß niemand ungebührlich störe Im ESM die Gouverneure, Ist deren hinterhältig´ Tun Gegen Kontrolle voll immun. Damit die Rettung überdauer´ Wird gebraucht mehr Firepower. Zu leicht ein lumpiges Gewehr, Vonnöten die Bazooka schwer. Hinter Deutschlands Fachwerkmauern Weit verbreitet ist ein Trauern: Ach, wie war doch noch so stark Die gute alte Deutsche Mark. Nun ist aber erstmal Schluß, Es ist schon eine harte Nuß, Zu erzählen im Gedichte Diese unendliche Geschichte. |
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